Beitrag #7
Sixth Annual Conference on Austrian Literature and Culture

Kriterien: >net.art< - >Netzkunst<
Versuch einer Annäherung
Von Ute Angeringer


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Die Definition von >Netzkunst< als relativ neue Sparte innerhalb künstlerischer Produktion der letzten zwei Jahrzehnte, führt zunächst über die Frage der >Differenzierung<, über das Aufspüren jener spezifischen Kriterien, die >Netzkunst-Projekte< als solche konstituieren, im Unterschied zu anderen künstlerischen Kategorien.

Nach wie vor gibt es Unsicherheiten im Umgang mit Begrifflichkeiten, die neuen Technologien betreffend, die immanente Qualitäten und ihre Anwendungen beschreiben. Manifest ist lediglich die Tatsache, daß diese - die neuen Technologien - Einfluß nehmen auf sämtliche Lebenszusammenhänge, auf Arbeits- und Wirtschaftswelten, auf Wissenschaft und Kunst.

Das Internet nicht bloß Vehikel vielmehr Symbol der Informations-gesellschaft setzt Paradigmen auf's Spiel, eröffnet weite Experimentier-felder, der Prozeß ist eingeleitet und nicht mehr aufzuhalten, der Ausgang noch offen.

˜ Vor dem Hintergrund, daß die Grenzen der Disziplinen durchlässig geworden sind, eröffenen sich neue Möglichkeiten nicht nur gegenseitigen Austausches, sondern des Ineinandergreifens, des Verflechtens der Disziplinen.

˜ Damit wird der Begriff des >Kunstwerkes< abgelöst von dem des >künstlerischen Prozesses<, es kann nicht mehr vom Stand der Abgeschlossenheit eines Werkes ausgegangen werden, vielmehr ist eine wesentliche Qualität der sich in permanenter Weiterentwicklung befindende prozeßhafte Charakter,

˜ an dem wiederum nicht ein Künstler als Persönlichkeit im Vordergrund steht, sondern viele Beteiligte Einfluß nehmen können auf diesen Prozeß, die Verhältnisse Künstler, Rezipient, Kritiker verändern sich, hinzu kommt, daß Spezialwissen unterschiedlicher Disziplinen ausgetauscht wird.

˜ Dieser Umstand verweist auf die >Interaktivität< als eines der wesentlichsten Merkmale von Netzkunst, Interaktivität verstanden als die Möglichkeit des Agierens und Reagierens von zwei oder mehreren Personen untereinander, im Unterschied zum gängigen Begriff z.b. der >interaktiven Cd-rom<, die ein aufeinanderbezogenens Handeln nicht erlaubt.

˜ Ein weiteres wesentliches >Netzkunst< spezifisches Kriterium ist die >Vernetzung<, die Verknüpfung von Personen, Projekten, Einzelteilen, Ideen, Informationen, Gedanken mit- und untereinander.

˜ Vor allem der >Vernetzung< kommt im Hinblick auf die politische Komponente, Diskussionen über den >public access<, über das Internet als Medium zur Umsetzung einer >idealen Demokratie<, besondere Bedeutung zu.

˜ Eng verbunden mit den Begriffen >cyberspace< und >virtual reality< sind Fragen nach Realitätskonstruktionen, nach der Aufhebung von Distanzen, nach dem Verhältnis von Raum und Zeit.

˜ Offen ist, ob das Internet, das tcp/ip Protokoll Bedingung für >Netzkunst< Projekte darstellt, genannte Kriterien könnten auch auf andere Projekte, die nicht im Internet stattfinden, zutreffen.

˜ Hört ein >Netzkunst< Projekt auf, >Netzkunst< zu sein, wenn es den Stand der Abgeschlossenheit erreicht hat, weil der Prozeß zum Stillstand gekommen ist, sich niemand mehr beteiligt, es damit auch keine Interaktivität gibt und von der Vernetzung nicht mehr Gebrauch gemacht wird?

˜ Zu guter letzt gilt es den Avantgarde-Anspruch zu berücksichtigen, einen >Vorreiter< in technischer oder inhaltlicher Hinsicht zu würdigen.

ute on 2001 06 19 - 1999 10 17, since 1999 12 31:
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